Der gestürzte libysche Machthaber Muammar al-Gaddafi ist tot. Das teilte der Nationale Übergangsrat mit. Zuvor hatte ein Kommandeur der neuen libyschen Führung erklärt, dass Gaddafi in seiner Geburtsstadt Sirte gefangen genommen und schwer verletzt worden sei.
Gaddafi sei in einem Autokonvoi unterwegs gewesen, als er angegriffen wurde, meldeten mehrere TV-Sender. Er habe Schussverletzungen in beide Beine erlitten und sei an den Folgen seiner Verletzungen gestorben. Es gibt aber auch Berichte, wonach sich Gaddafi in einem Erdloch versteckt habe.
Informationsminister Mahmud Schammam sagte dem Fernsehsender CNN, der Ex-Diktator sei während der Gefechte getötet worden. Milizionäre hätten versucht, ein Haus in Sirte zu stürmen. Gaddafi habe versucht zu flüchten. Er könne aber nicht sagen, ob der 69-Jährige in dem Haus oder in einem Fahrzeug getötet wurde. Der Übergangsrat werde sich am Nachmittag offiziell äußern.
Der Nachrichtensender Al-Arabija zeigte Bilder von dem Ort in Sirte, an dem die Kämpfer Gaddafi angeblich gefunden hatten. Zu sehen sind zwei große Betonröhren, darüber hat jemand auf eine Betonwand gesprüht: "Dies ist der Platz der verfluchten Ratte Al-Gaddafi - Gott ist groß". Auf den Bildern sind außerdem zwei Leichen zu sehen, die am Boden vor den Betonröhren liegen.
Unterdessen hat die NATO bestätigt, am Donnerstagvormittag in der Nähe von Sirte einen "militärischen Konvoi" bombardiert zu haben. Es habe sich um zwei Militärfahrzeuge gehandelt, sagte eine Sprecherin. "Sie wurden gegen 8.30 Uhr getroffen. Da wir keine Soldaten auf libyschem Boden haben, können wir nicht sagen, wer möglicherweise bei diesem Angriff getötet worden ist."
Gaddafis Sohn wohl ebenfalls tot
Bei den Kämpfen ist nach Angaben eines Kommandeurs auch Gaddafis Sohn Mutassim getötet worden. "Wir haben seine Leiche gefunden", sagte Mohammed Leith. Die Leiche sowie die von Gaddafis früherem Verteidigungsminister Abu Baker Junis Dschabir seien mit einem Krankenwagen nach Misrata gebracht worden. Zunächst hatte Al-Arabija gemeldet, Mutassim sei festgenommen worden.
Erst unmittelbar zuvor hatte es die ersten Berichte über die komplette Einnahme von Sirte gegeben. "Jetzt ist ganz Sirte befreit", zitierte der Sender Al-Dschasira einen Kommandanten des Übergangsrates hinzu. Nach Angaben der Nachrichtenagentur AP begann der letzte Angriff am Donnerstagmorgen und dauerte gerade einmal 90 Minuten. Die Stadt 410 Kilometer östlich von Tripolis war die letzte Hochburg des langjährigen Machthabers. "Hier in Tripolis feiern die Menschen schon auf den Straßen", sagte ein Sprecher der Übergangsregierung.
EU begrüßt das "Ende der Gewaltherrschaft"
Die Europäische Union hat mit Erleichterung auf den angeblichen Tod des Diktators reagiert. In einer Erklärung von EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy und EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso heißt es: "Heute kann Libyen eine neue Seite in seiner Geschichte aufschlagen und eine neue demokratische Zukunft beginnen." Dies sei das "Ende der Ära von Gewaltherrschaft und Unterdrückung, unter der das libysche Volk zu lange gelitten hat".
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